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Bitcoin steht im Spannungsfeld zwischen technologischer Sicherheit und enormem Energieverbrauch, während Ethereum trotz technischer Innovationen mit Identitätskrisen und wachsender Konkurrenz kämpft. Gleichzeitig rücken spektakuläre Kriminalfälle rund um Kryptowährungen die Schattenseiten der Branche ins Rampenlicht. Der folgende Pressespiegel beleuchtet die aktuellen Kontroversen, Herausforderungen und Risiken im Krypto-Ökosystem – von der Proof-of-Work-Debatte über Ethereums Zukunft bis hin zu dramatischen Verbrechen im Umfeld digitaler Vermögenswerte.
Bitcoin und Proof of Work: Zwischen Sicherheit und Stromverbrauch
Die Vision hinter Kryptowährungen wie Bitcoin ist eine dezentrale Währung, die unabhängig von Staaten und Banken funktioniert. Doch Bitcoin steht wegen seines enormen Energieverbrauchs massiv in der Kritik. Laut Spektrum der Wissenschaft verbraucht Bitcoin jährlich etwa 175 Terawattstunden Energie – das entspricht dem Stromverbrauch von ganz Dänemark im Jahr 2023. Der CO2-Fußabdruck liegt bei 91 Megatonnen CO2 pro Jahr, was zwischen dem Ausstoß von Tschechien und Kuwait im Jahr 2023 liegt.
Die Belohnung pro Block beträgt aktuell 3,125 Bitcoin plus durchschnittlich 0,03 Bitcoin an Transaktionsgebühren. Bei einem Bitcoin-Kurs von rund 90.000 Euro (Stand Mai 2025) ergibt das mehr als 280.000 Euro pro Block. Da alle zehn Minuten ein Block gefunden wird, summiert sich das auf ein jährliches Volumen von mehr als 14 Milliarden Euro. Das Mining ist damit ein Big Business.
Kennzahl | Wert |
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Jährlicher Energieverbrauch | 175 TWh |
CO2-Fußabdruck | 91 Megatonnen/Jahr |
Block-Belohnung | 3,125 BTC + 0,03 BTC Gebühren |
Block-Belohnung in Euro | ca. 280.000 € |
Jährliches Volumen | über 14 Mrd. € |
Der Ressourcenverbrauch ist nicht von der Zahl der Transaktionen abhängig, sondern vom Wert des Bitcoins. Steigt der Preis, steigt auch die Rentabilität des Minings und damit der Anreiz, mehr Rechenressourcen einzusetzen. Das treibt den Stromverbrauch, den CO2-Ausstoß und den Elektroschrott in die Höhe. 2021 wurde der beim Mining anfallende Elektroschrott auf jährlich 31 Kilotonnen geschätzt – etwa ein Dreißigstel des von deutschen Bürgern erzeugten Elektroschrotts im Jahr 2022.
Der Energiemix für das Mining war 2022 noch von fossilen Ressourcen dominiert: 36,6 % Kohle, 25 % Gas, 14,9 % Wasserkraft, 11,3 % Kernkraft, 6,5 % Wind- und 3,2 % Solarenergie. Selbst wenn nur grüner Strom genutzt würde, bliebe das Problem des Elektroschrotts bestehen.
Ethereum hat im Herbst 2022 auf das ressourcensparende Proof-of-Stake-Verfahren umgestellt. Laut Schätzungen wurde der Energieverbrauch dadurch um bis zu 99,9996 % reduziert. Ethereum selbst gibt eine Reduktion um 99,95 % an.
- Bitcoin bleibt beim Proof-of-Work-Modell, da die Community Sicherheitsbedenken gegenüber Proof of Stake hat.
- Proof of Stake wird kritisiert, weil es leichter zu zentralisieren sei – wer mehr als ein Drittel der gestakten Coins besitzt, kann dem Netzwerk schaden.
- Bei Proof of Work ist ein Angriff erst ab über 50 % der Rechenleistung möglich.
Eine Metastudie von 2024 kommt zu dem Schluss, dass Proof of Work theoretisch sicherer ist, in der Praxis aber Proof of Stake nicht viel unsicherer sei. Die Entscheidung bleibt eine gesellschaftliche Glaubensfrage.
»Es lässt sich also nicht pauschal sagen, ob Proof of Work oder Proof of Stake sicherer ist. Es kommt immer auf das benötigte Kapital an, und das ist im Fall von Ethereum aktuell sogar höher als bei Bitcoin.« (Vincent Schaaf, Fraunhofer FIT)
Infobox: Bitcoin verbraucht jährlich 175 TWh Strom, verursacht 91 Megatonnen CO2 und produziert 31 Kilotonnen Elektroschrott. Ethereum hat durch den Wechsel zu Proof of Stake den Energieverbrauch um bis zu 99,9996 % gesenkt. Die Sicherheitsdebatte zwischen Proof of Work und Proof of Stake bleibt offen. (Quelle: Spektrum der Wissenschaft)
Ethereum steht vor riesigen Problemen
Während Bitcoin neue Rekorde feiert, sieht Roman Reher alias „Blocktrainer“ massive Herausforderungen auf Ethereum zukommen. Im Interview mit Börse Online kritisiert er das fehlende Alleinstellungsmerkmal von Ethereum: „Wenn Ethereum morgen weg wäre, wird mir natürlich für alle Anleger leidtun, aber was fehlt dann in der Welt?“
Reher bemängelt, dass die einst vielversprechenden Anwendungsfälle wie Smart Contracts und Tokenisierung weit hinter den Erwartungen geblieben sind. Zudem sorge die ständige Veränderung der Ausrichtung für Unsicherheit. Immer neue Updates, Narrative und technische Änderungen würden auch Investoren verunsichern. Als Beispiel nennt er den Ethereum Spot-ETF, der „überhaupt auf gar kein Interesse getroffen“ habe – ein Rückschlag für das Vertrauen in die Plattform.
- Ethereum hat mehrfach die monetären Regeln geändert, was zu Spaltungen der Blockchain und Unsicherheiten in der Community führte.
- Im Vergleich zum letzten Bitcoin-Allzeithoch hat Ethereum stark gelitten und konnte sich nicht erholen.
- Netzwerke wie Solana oder Cardano bieten ähnliche Funktionen, aber mit weniger Ballast.
Reher sieht Ethereum künftig im Wettbewerb mit anderen Netzwerken und nicht mehr als direkten Konkurrenten zu Bitcoin. „Jetzt wird sich Ethereum eher mit den anderen Netzwerken konkurrieren müssen […] Und das ist ein Kampf, den die Altcoins untereinander austragen.“
Infobox: Ethereum kämpft laut Roman Reher mit fehlendem Alleinstellungsmerkmal, enttäuschten Erwartungen und Unsicherheiten durch ständige Änderungen. Der Ethereum Spot-ETF stieß auf kein Interesse. Die Konkurrenz durch Solana und Cardano wächst. (Quelle: Börse Online)
Kriminalität rund um Bitcoin: Entführung und Folter in New York
Wie heise online berichtet, wurde in New York ein italienischer Tourist wochenlang gefoltert, um an dessen Bitcoin zu gelangen. Ein US-Kryptoinvestor soll den 28-jährigen Italiener seit dem 6. Mai in einer Wohnung in Manhattan festgehalten haben. Gemeinsam mit einer Komplizin wurden dem Opfer die Elektronikgeräte abgenommen, es wurde gefoltert und mit dem Tod bedroht, um das Passwort für das Bitcoin-Wallet zu erhalten.
Das Opfer konnte schließlich entkommen und die Polizei informieren. Der mutmaßliche Haupttäter, der ein Vermögen von etwa 100 Millionen US-Dollar besitzen soll, und eine Komplizin wurden festgenommen. Beim Opfer sollen es 30 Millionen US-Dollar sein. In der Wohnung wurden Polaroid-Fotos gefunden, die die Folter dokumentieren, sowie Folterwerkzeuge und eine Schusswaffe sichergestellt.
- Das Opfer wurde mit einem AirTag von Apple überwacht, um Fluchtversuche zu verhindern.
- Die Täter drohten nicht nur dem Opfer, sondern auch dessen Familie mit dem Tod.
- Der Fall reiht sich in eine Serie von Verbrechen im Zusammenhang mit Kryptowährungen ein, insbesondere in Frankreich gab es mehrere Entführungen und Erpressungen mit teils blutigen Folgen.
Infobox: In New York wurde ein Kryptoinvestor festgenommen, der einen Italiener wochenlang folterte, um an dessen Bitcoin zu gelangen. Das Opfer besitzt 30 Millionen US-Dollar in Bitcoin, der Täter etwa 100 Millionen US-Dollar. Der Fall ist Teil einer wachsenden Zahl von Verbrechen rund um Kryptowährungen. (Quelle: heise online)
Einschätzung der Redaktion
Die anhaltende Debatte um den Energieverbrauch von Bitcoin verdeutlicht, dass technologische Innovationen nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer auch gesellschaftliche und ökologische Verantwortung mit sich bringen. Die enormen Strom- und Ressourcenverbräuche des Proof-of-Work-Mechanismus stehen in einem eklatanten Widerspruch zu globalen Nachhaltigkeitszielen und werfen die Frage auf, ob die behauptete Sicherheit tatsächlich den Preis in Form von Umweltbelastung und Elektroschrott rechtfertigt. Die Tatsache, dass Ethereum durch die Umstellung auf Proof of Stake den Energiebedarf drastisch senken konnte, zeigt, dass Alternativen existieren, die den ökologischen Fußabdruck digitaler Währungen erheblich reduzieren können. Die Weigerung der Bitcoin-Community, sich für effizientere Konsensmechanismen zu öffnen, könnte langfristig nicht nur regulatorische Risiken, sondern auch einen Reputationsverlust nach sich ziehen. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Kryptowährungen wird zunehmend davon abhängen, wie glaubwürdig und konsequent die Branche auf die Herausforderungen von Klimaschutz und Ressourcenschonung reagiert.
- Ökologische und gesellschaftliche Verantwortung wird für Kryptowährungen zum entscheidenden Akzeptanzfaktor.
- Technologische Alternativen wie Proof of Stake zeigen, dass Sicherheit und Nachhaltigkeit vereinbar sein können.
- Die Zukunftsfähigkeit von Bitcoin hängt maßgeblich davon ab, wie die Community auf Umweltkritik und regulatorische Anforderungen reagiert.
Quellen:
- Kryptowährung und Klima: Warum Bitcoin nicht umweltfreundlicher wird
- Ethereum steht vor riesigen Problemen, verrät Blocktrainer Roman Reher
- Um Bitcoin zu stehlen: US-Kryptoinvestor hat wohl wochenlang Touristen gefoltert
- Mein Bitcoin-Selbstversuch: 100 Euro, null Ahnung und ein Allzeithoch
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